Es gibt ja nun neue Erkenntnisse. In der Fachpresse steht, dass es entgegen des Koalitionsvertrages nun einen Kompromiss gebe. Scheint also nun so, dass die Copyrightreform Gestalt annimmt.
Das Internet ist bereits zensiert. Damit meine ich jetzt nicht, die Copyright-Sperranfragen bei Google oder Dinge wie "EU Recht auf Vergessen", welche einzelne Suchergebnisse streichen. Vodafone nutzt gezwungenermaßen bereits DNS-Filter um einzelne Domains zu sperren. Ebenso sperrt Google manchmal auch komplette Domains, die dann nicht mehr in den Suchergebnissen auftauchen.
Altbekanntes Beispiel ist die Warez-Seite "kino.to" gewesen, mit ihrem Nachfolger "kinox.to". Die Seite existiert offensichtlich immernoch, allerdings über DNS-Filter und Google-Sperre wird deren Existenz verschwiegen. Das ist zwar das bekannteste Beispiel, doch der Umfang in dem Sperrungen durchgeführt werden ist bereits wesentlich größer geworden.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich vor einigen Jahren zu (damals)
Nintendo DS Spielen viele Fanseiten gefunden habe und nutzen konnte. Diese haben Grafiken, Inhalte und Videos der Spiele aufbereitet - mehr oder minder alles bereits Urheberrechtsverletzungen. Wer es mit den Vorschriften genau nimmt, hätte bereits dagegen vorgehen können. Ninteno hatte damals auch Let's Plays nur sehr beschränkt tolleriert. Damals konnte man Flash, DivX oder VLC-Plug-in sowie Java auch uneingeschränkt im Webbrowser verwenden und dadurch ganze Webseiten, Games oder verschiedene Dateitypen (bspw. damals sehr verbreitet: *.avi-Dateien) wiedergeben.
Inzwischen wurden Sicherheitsreformen durchgeführt und die NPAPI-Programmierschnittstelle abgeschaltet. Da Google großen Einfluss auf den Webstandard nimmt, und durch die fehlende Schnittstelle die Konkurrenz "Webbrowser Plug-ins" ausschalten konnte, kommt dies einer Monopolisierung der Internettechnologien gleich. Mit der Plattform YouTube konnte Google erfolgreich den Videocodec VP9 in den Markt drücken, und nun wo Hardware-Beschleunigigung durch Amd & Intel gegeben ist, kann auch der Videocodec AV1 seinen Siegeszug antreten. Auch der aktuelle Kopierschutz Widevine - wo zuvor Microsoft Silverlight auf bspw. Maxdome vorherrschte - stammt aus dem Hause Google. Doch seitdem Microsoft damals bei der Anklage wegen Monopolmissbrauch gegenüber Netscape davongekommen ist, scheinen heutzutage derartige Großkonzerne kein Problem mehr darzustellen.
Abseits von Discord, Steam, YouTube & Co. (kurz: den großen Plattformen) ist das Engagement eingebrochen. Viele Fanseiten wurden geschlossen und auch die Hemmschwelle eine eigene Homepage Hobbymäßig zu betreiben scheint größer geworden zu sein. Das was eigentlich einem immer vorgehalten wird: Der "Warez", ist kompromisslos uneingeschränkt weiterhin verfügbar und ist heute noch einmal umso professionellalisierter und unerreichbarer für die Justiz geworden. Kino.to oder Megaupload vom Netz zu nehmen hat nichts gebracht. Im Gegenteil: Durch die zunehmende Proffesionalisierung (bspw. beim Nachfolgedienst mega.nz) wurde sogar die Qualität und der Komfort von Generation zu Generation weiterverbessert.
Stattdessen wurden durch die zunehmende Konzentration der Bedarf an Privatsphäre immer größer. Die YouTube GEMA-Blockaden haben Proxy-Netzwerke beflügelt. Die Bittorrent-Fahnder beflügeln das TOR-Netzwerk, Share-Hoster wiederum VPN-Netzwerk. Und da der normale Nutzer sich gegen Tracking-Riesen (ergo: Google) schützen möchte, verwenden auch Nutzer der Gegenseite VPNs, Anonyimisierungs, Anti-Tracking und Adblock-Werkzeuge. Auf diese Weise vereinen sich legal & illegal in einem gemeinsam Nenner. Das Ergebnis sind Blockchain-Nutzung (wie Bitcoin) oder dezentrale Netzwerke wie IPFS, in denen Inhalte nicht löschbar sind.
Verlierer ist dabei also die kleine Mitte dazwischen. Gewinner gibt es keine.
Ein Beispiel mit ähnlichem Nachgeschmack:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sa ... -1.4126787